Am letzten Donnerstag war ich zu Gast mit meinem Exfreund Benjamin zur Film Premiere von „Love, Simon“ zusammen mit anderen LGBT-Influencern wie Youtuberin SimiiLila, DragQueen Odette Hella Grand, Mister Gay Switzerland Marco Tornese, DragQueen und Burlesque Performer Jeff van Phil. Organisiert wurde der Anlass vom Youtuber Smileypeacefun Joel.
„Love, Simon” erzählt die Coming-Out-Geschichte eines jungen Mannes realitätsnah und zählt meiner Meinung nach zu den wohl schönsten Coming-Out-Geschichten des Jahres.
Die Story: Jeder verdient eine große Liebesgeschichte. Aber für den 17-jährigen Simon Spier ist es etwas komplizierter: Er muss Familie und Freunden noch erzählen, dass er schwul ist, und kennt nicht einmal die Identität des Klassenkameraden, in den er sich online verliebt hat. Beide Probleme zu lösen, erweist sich als gleichzeitig unglaublich witzig, angsteinflößend und lebensverändernd.
Fazit: Wenn Simons Mutter nach seinem Coming-Out zu ihm sagt: „Du verdienst alles, was du dir wünschst“, bringt es auf hervorragend unverblümte Weise den relevanten Hintergrund von Simons Geschichte auf den Punkt. Auf seiner Reise kommen zwar die übrigen Figuren erzählerisch etwas zu kurz,wie zum Beispiel seine eigene Familie mit der Neuigkeit umgeht, wird schnell und ohne tatsächliches Konfliktpotential geschildert. Doch ist das nicht ihre Geschichte, sondern Simons.
„Love, Simon“ ist eine der schönsten und ungezwungensten Lovestorys des Jahres bislang.
PANEL
Nach dem Film führten wir eine kleine Panel-Diskussion vor einem kleinen Publikum. Jedem wurde die Frage gestellt, was wir von dem Film hielten und welche Auswirkung es für unsere LGBTQ+ Community. Als mir die Frage gestellt wurde, hatte ich viele Gedanken im Kopf aber es fiel mir schwer, mich vor den Leuten zu äussern. Ich kriegte schwitzige Hände und es kam nichts raus, als nur ein Gestotter. Man wusste sofort, dass ich nervös war, obwohl ich eigentlich gar keinen Grund dazu hatte, da wir ja unter Kollegen waren, und dennoch fiel es mir sehr schwer.
Nun, hier ist mein Statment zum Film:
Er gefiel mir sehr gut. Ein schöner und romantischer Coming-of-Age-Film mit gutem Soundtrack. Die Charaktere sind im Film zu recht aufgeteilt.
Da hat man den aufgestellten Spieler, den die Mädchen mögen, die Neue, die mit ihren Reizen alle Jungs um den Finger wickelt, das schüchterne Mädchen von neben an und Simon, der Junge von nebenan, der heimlich schwul ist. In einigen Szenen habe ich mich oft wiedererkennt. Besonders wenn ich mich zurück denke, als ich damals die Handelsschule in Zürich besucht habe, war ich ebenso in einer Clique von vier Leuten, bloss ohne Jungs. Wir haben vieles zusammen gemacht und waren die dicksten Freunde und keiner wusste, dass ich schwul bin. Der Film basiert auf einer „normale“ Highschool-Teeange-Storyline, wie man sie aus anderen amerikanischen Filmen kennt. Mit dem Unterschied, dass der Hauptcharakter schwul ist.
Was mich besonders gerührt hat, ist die Coming-Out-Szene zwischen Simon und seinen Eltern, was im Film sehr „einfach“ und verständnisvoll rüberkam. Wobei wir aber alle wissen, dass nicht alles wie im Film abspielt. Geschweige denn, wenn ich an mein Coming Out denke, was ganz und gar nicht leicht, war es über meine Lippen zu bringen. Ich habe mich ja auch vor meinen Eltern geoutet inkl. Grosseltern und die einzigen, die es einfacher aufgefasst haben, waren meine Grosseltern. „So lange du happy bist, sind wir es auch….“
Was meine Eltern betrifft, mein Vater wusste nicht wie darauf antworten, meine Schwester war noch zu jung, von meiner Mutter folgten Termine beim Pfarrer, Seelensorgner und Psychologen, was aber schlussendlich nicht viel gebracht hat für sie, weil diese mich zu dem Coming-Out-Schritt gratuliert hatten, weil sie auch schwul waren. Grins. Es hat Jahre gebraucht, bis sie verstanden haben, was es heisst, einen schwulen Sohn zu haben und sie akzeptieren mich heute voll und ganz, was für mich eine grosse Erleichterung und Stütze ist.
Viele Heterosexuelle wissen oft nicht, was das für ein Gefühl ist, sich zu outen. Weil sie es ja nicht machen müssen. Für uns, ist dies keine leichte Sache. Etwas preis zugeben, was nicht der Norm entspricht und mit dieser Last sein Leben zu bewältigen, braucht viel Mut und vor allem Zeit. Es liegt an uns, den richtigen Zeitpunkt auszusuchen, sich zu outen.
Dabei fällt mir die Szene ein, als Simon von einem anonymen Blogger vor versammelter Schule geoutet wurde, was mir sehr bedrückt hat. Ich hatte in der Handelsschule in Zürich, eine ähnliche Erfahrung gemacht. Da war ein Student, der mir sehr gut gefiel und ich habe ihn einen Zettel geschrieben, wie toll er aussieht und mich als „Emily“ ausgegeben, um nicht erkannt zu werden. Dummerweise hatte unser Klassenclown davon Wind bekommen, den Zettel kopiert und es in der Schule aufgehängt, was mir sehr schwer fiel. Ich hatte es ständig verleugnet und selbst meine Mädels haben mich in Schutz genommen. Irgendwann war der Sturm zu Ende und alles war wieder normal.
Was Simon im Film durchgemacht hat, diese Entblössung am eigenen Leib zu spüren, ist schwer. Die Blicke von seinen Mitschülern, den Streit zwischen seiner kleinen Schwester, auch das habe ich selber durchgemacht. Als sie klein war, hatte sie mein Tagebuch gelesen und gemeint, sie hätte einen grossen Bruder gewünscht und keine Schwester. Okay, sie war jung und wusste nicht, wie damit umzugehen. Ich will sie nun auch nicht schlecht machen, es war einfach so der Moment, der mir das Herz brach. Heute verstehen wir uns blendend und kann mir keine, bessere, verständnisvollere Schwester wünschen als sie.
Als Teenager galt ich eher als der unscheinbare Glenn, ein Einzelngänger, kaum richtige Freunde, ausser die Mädels, mit denen ich befreundet war. Ich war weder die Quoten-Schwester noch führte ich dieses klischeehafte Schwulen-Dasein, das man so aus Zeitschriften oder Filmen kennt. Ich finde es braucht es auch gar nicht. Man muss nicht unbedingt erkennbar machen, dass man schwul ist.
Früher war es kaum vorstellbar, dass jemand, der nicht leicht bunt oder modisch angezogen war, nicht schwul ist. Heute spielt das äussere Erscheinungsbild nicht so eine Rolle und das schätze ich im Film auch. Es kann jeder sein, wie er oder sie ist. Ob der Quaterback auf dem Spielfeld, die Kantinenköchin, die liebevoll das Essen zubereitet, der Streber, der um den Mathematik-Meisterschaftspokal spielt oder eben, Simon, der Junge von nebenan.
Ich persönlich finde, es brauch noch mehr solche Filme wie „Love, Simon“. Jeder aus er LGBTQ+ Community kann sich mit diesem Film identifizieren. Solange wir in einer Gesellschaft leben, in welcher wir Homosexuelle noch nicht als normal angesehen werden, so lange braucht es eine Stütze für junge Generationen und auch deren Eltern, und Plattformen, wo wir unsere Coming-Out-Stories schildern und uns auf diesem Weg weiterhelfen können. Heutzutage gibt’s nicht nur normale Begriffe wie schwul, lesbisch etc.
Wir leben in einer Welt, in welcher alles neu katalogisiert wird, was selbst für uns Gays schwer nachvollziehbar ist, da alles detaillierter sein muss. Sei es „Genderqueer, Queerfluid, Nichtbinär, Cis-Mann/Frau, Pansexuell, Asexuell, Transmann, Transfrau, Transident, Intersexuell“ und wie das alles auch heisst.
Wozu so viele Begriffe ? Im Grunde sind wir doch alle nur eins: Mensch. Mann oder Frau. Ich selber habe Transmänner oder -frauen im Freundeskreis, die das Wort „Transfrau/Transmann“ hassen und sich selber einfach nur Mann/Frau nennen.
Ich denke es macht es einfach nur noch alles komplizierter, wenn wir uns an Labels orientieren und das wesentliche dabei vergessen, dass wir alle gleich sind, nämlich Menschen.
Ich bedanke mich herzlichst bei Joel für die ganze Organisation und auch Max, für das interessante Panel-Gespräch, das wir nach dem Film geführt haben.
Den Film „Love, Simon“ kann ich bestens weiterempfehlen.
Ich wünsche euch allen einen guten Wochenstart.
Xo Glenn
Freu mich uf de Film. Danke für de Tipp.
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